192017 Sep Scharfer Verstand gepaart mit trockenem Humor
Schwarzwälder Bote / Marcella Danner
Oberndorf. Mit seinen messerscharfer Analysen und seinem trockenen Humor war Michael Frädrich ein gefragter Gesprächspartner – gleich, ob es um die große Politik oder um kommunale Ereignisse ging. Montagfrüh ist Michael Frädrich im Alter von 71 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.
Geboren in Bobeck (Kreis Schleswig-Flensburg) an der Ostsee kam er in jungen Jahren mit seiner Familie in den Landkreis Waldshut. Dort legte Frädrich sein Abitur ab. 1967 begann er ein Volontariat beim Schwarzwälder Boten, für den er bis zu Beginn seines Ruhestands 2009 als Redakteur tätig war – zuletzt als Leiter des Ressorts Politik.
Dort lernte er auch seine zukünftige Frau Silvia kennen. Die beiden heirateten 1969 und zogen nach Altoberndorf, damals noch eine eigenständige Gemeinde. Ihr sollte Michael Frädrich Zeit seines Lebens verbunden bleiben. Von 1975 bis 1984 gehörte er dem Ortschaftsrat Altoberndorf an und bekleidete in dieser Zeit auch das Amt des ehrenamtlichen Ortsvorstehers. Mit dem Umzug nach Oberndorf endete diese Ära für ihn.
Seinen Sachverstand brachte er zudem von 1984 bis 1994 für die CDU-Fraktion im Gemeinderat der Stadt Oberndorf ein. Seit Anfang der 1970er-Jahre war der nun Verstorbene Mitglied in der CDU, zuletzt als Pressewart im Stadtverband. "Er war die kritische Stimme in der CDU", weiß Gemeinderats-Fraktions-Vorsitzender Wolfgang Maier zu berichten.
Während seiner Zeit als Stadtrat gehörte Frädrich dem Verwaltungsausschuss an und war Mitglied im gemeinsamen Ausschuss der "Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Oberndorf". Zudem fungierte er als Vorsitzender des Partnerschaftskomitees mit Oberndorf an der Salzach.
Neben weiteren ehrenamtlichen Aufgaben wie der des Schöffen am Gericht in Rottweil, lag ihm vor allem sein Engagement für die Musikkapelle Altoberndorf am Herzen. Die Kapelle wurde 1976 in einen eingetragenen Verein umgewandelt und hat sich damit auch passiven Mitgliedern geöffnet. Michael Frädrich hat in seiner damaligen Funktion als Ortsvorsteher an der Umwandlung mitgewirkt und war eines der ersten passiven Mitglieder.
Ab 1986 übernahm er Verantwortung – zuerst als Mitglied im Ausschuss, drei Jahre später als Vorsitzender. Nach 25 Jahren im Amt zog er sich aus der vordersten Linie zurück und wurde für sein Engagement und seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Dann fungierte er bis zuletzt noch als Geschäftsführer des Vereins. Seine Vision, der Musikkapelle dauerhaft ein eigenes Heim mit ausreichend Platz zu verschaffen, führte zum Erwerb und Umbau des damaligen Feuerwehrhauses hin zum heutigen Musikerheim. Legendär sind die Fasnetsdienstage im Hause Frädrich, an denen der Hausherr für die Musiker Kartoffelsuppe kochte. Seine Zuneigung zu diesem Verein hat er weitergebeben: Sohn Gert ist heute der Vorsitzende der Musikkapelle.
Langweilig wurde es Michael Frädrich in seiner Zeit als Rentner nicht. So gestaltete er das Gemeindeblatt für die evangelische Kirchengemeinde mit oder führte als Interviewer für das Institut für Demoskopie Allensbach Befragungen durch. Und nicht zuletzt war er für unsere Lokalredaktion ab und an als freier Mitarbeiter tätig.
Mit seiner Frau Silvia, den beiden gemeinsamen Söhnen und deren Familien trauern viele Oberndorfer um den Verstorbenen. Die Beerdigung findet am morgigen Donnerstag, 14.30 Uhr, auf dem Friedhof in Altoberndorf statt.